Holzminden/Höxter (red). Die Landkreise Holzminden in Niedersachsen und Höxter in Nordrhein-Westfalen gehen innovative Wege der Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung: Auf Schloss Fürstenberg schlossen die Landrätin des Landkreises Holzminden, Angela Schürzeberg, und der Kreisdirektor des Kreises Höxter, Klaus Schumacher, am Montag im Rahmen einer Feierstunde eine Kooperationsvereinbarung zur wohnortnahen Beschulung in dualen Ausbildungsberufen. Zur Unterzeichnung waren auch Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne und Nordrhein-Westfalens Ministerin für Schule und Bildung, Yvonne Gebauer gekommen, die das bislang einmalige, länderübergreifende Vorhaben in ihren Grußworten würdigten. Die beiden großen benachbarten berufsbildenden Schulen – die Georg-von-Langen-Schule, Berufsbildende Schulen Holzminden, und das Berufskolleg Kreis Höxter – werden zukünftig ihre Zusammenarbeit deutlich intensivieren. Ziel ist die Stärkung, Erhaltung und Weiterentwicklung des dualen Ausbildungsangebots in der Berufsbildungsregion Höxter-Holzminden.
„Eine gute berufliche Bildung ist Garant für die Stärke unseres Wirtschaftsstandortes und das Fundament für die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes. Dabei ist insbesondere die duale Berufsausbildung ein Erfolgsmodell, das weltweit Beachtung findet. Die berufliche Bildung weiter zu stärken, ist deshalb auch erklärtes Ziel der Niedersächsischen Landesregierung. Die Landkreise Holzminden und Höxter haben sich über Ländergrenzen hinweg auf den Weg gemacht und eine innovative Lösung gefunden, um in der Region zukünftig ein breit gefächertes, modernes Ausbildungsangebot sicherzustellen“, sagte Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne anlässlich der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags. „Ich begrüße diese Form der Zusammenarbeit und habe das Vorhaben daher auch sehr gerne unterstützt. Über Ländergrenzen hinweg zu kooperieren, um Lösungen zum Wohle der jungen Menschen in der Region zu finden – das ist ein Ansatz mit Zukunft! Ich danke allen Beteiligten, die durch ihren intensiven Einsatz das Zustandekommen der heute unterzeichneten Kooperationsvereinbarung möglich gemacht haben“, so Minister Tonne weiter.
Nordrhein-Westfalens Schulministerin Yvonne Gebauer betonte: „Die Stärkung der beruflichen Bildung ist auch der nordrhein-westfälischen Landesregierung ein wichtiges Anliegen. Insbesondere die duale Berufsausbildung steht vor vielfältigen Herausforderungen: Durch die Digitalisierung verändern sich Berufsbilder und es entwickeln sich neue Berufe. Vor allem im ländlichen Raum wirkt sich die demografische Entwicklung auf die Beschulungsmöglichkeiten aus. Um die duale Berufsausbildung weiter zu stärken, haben wir in Nordrhein-Westfalen im letzten Jahr bereits ein Paket zur Flexibilisierung der Bildung von Fachklassen geschnürt. Ich freue mich über die vorbildliche Zusammenarbeit der beiden Landkreise in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Der Kooperationsvertrag, der heute unterzeichnet wird, ist ein zukunftsweisender Schritt, der eine flexiblere Fachklassenbildung auch grenzüberschreitend ermöglicht.“
Die beiden Landkreise unterstützen als verantwortliche Schulträger die neue Form der Kooperation zwischen ihren berufsbildenden Schulen. Die Landrätin des Landkreises Holzminden, Angela Schürzeberg, betonte in ihrem Grußwort die Modellhaftigkeit des Vorhabens: „Mit diesem länderübergreifenden Vertrag nehmen wir die gesamte Region in den Blick; es sollte ein richtungsweisendes Konzept für die Zukunft aller vom demografischen Wandel besonders betroffenen ländlichen Räume darstellen.“
Vor diesem Hintergrund lobte auch Klaus Schumacher, Kreisdirektor des Kreises Höxter, die Kooperation als wichtige Weichenstellung für den gemeinsamen Schulentwicklungsprozess. „Als Grenzregion mit zwei Nachbarländern wissen wir im Kreis Höxter, wie wichtig Brücken sind – nicht nur als Verbindungen über die Weser, sondern auch in Form von Netzwerken, Kooperationen und guten nachbarschaftlichen Beziehungen“, sagte Kreisdirektor Schumacher anlässlich der Unterzeichnung. „Wir alle wollen den wirtschaftlichen Erfolg, die guten Bildungschancen und die ausgezeichnete Lebensqualität in den Kreisen Höxter und Holzminden gemeinsam erhalten. Diese Kooperation ist ein weiterer Schritt zum Erfolg.“
Mit dem Kooperationsvertrag wird der gegenseitige Schulbesuch zwischen der Georg-von-Langen-Schule, BBS Holzminden, und dem Berufskolleg Höxter deutlich vereinfacht. Auszubildende können zukünftig unbürokratisch in die Schule des jeweils anderen Bundeslandes aufgenommen werden. Die beiden Schulen stimmen ihr Bildungsangebot untereinander ab. Beschulungsangebote können an einem oder an beiden Standorten vorgehalten werden. Gemeinsame Schulentwicklungsprozesse stärken die Qualität und unterstützen die inhaltlich-curriculare Annäherung über Ländergrenzen hinweg. Dabei berücksichtigt die Kooperation die Interessen aller Beteiligter: von Auszubildenden, Betrieben, den berufsbildenden Schulen, den Schulträgern und der Schulaufsicht. Ziel ist, auch in Zukunft ein breit gefächertes, attraktives, ausgeglichenes, wohnort- und betriebsnahes Bildungsangebot für die Auszubildenden in der Wirtschaft- und Bildungsregion Höxter-Holzminden zur Verfügung zu stellen.
An der Ausgestaltung des Kooperationsvertrags waren neben den beiden berufsbildenden Schulen und den Landkreisen auch die zuständigen Schulaufsichtsbehörden der beiden Länder und die Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) Holzminden beteiligt. Die Kooperation wird nach drei Jahren durch die Schulträger unter Beteiligung der Schulaufsichtsbehörden aus Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen evaluiert.
Die Wirtschaftsregion Höxter-Holzminden hat einen hohen Fachkräftebedarf. Wie andere ländliche Regionen auch steht sie vor besonderen Herausforderungen durch demografische Entwicklungstendenzen und Veränderungen in der Arbeitswelt, wie die fortschreitende Digitalisierung. Die Region wirkt diesen Tendenzen durch eine intensivierte Zusammenarbeit zwischen den beiden Nachbar-Landkreisen erfolgreich entgegen. Mit der neuen Kooperationsvereinbarung sollen auch die Chancen geprüft werden, duale Ausbildungsgänge durch gemeinsame Beschulungskonzepte in die Region zurückzuholen.
Foto: hk