Paderborn/Kreis Höxter/Lügde (red). Veränderung war ein roter Faden auf der Sommersynode des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn am 14. Juni. Dazu waren 80 stimmberechtigte und sieben beratende Mitglieder im Paderborner Martin-Luther-Zentrum zusammen gekommen. Themen waren unter anderem die Halbierung der Gemeindegliederzahlen bis zum Jahr 2060, die Herausforderungen durch die Migration und Stellungnahmen zu geplanten Änderungen bei Kirchengesetzen der Landeskirche.
Begonnen hatte die Synode mit einem Gottesdienst in der benachbarten katholischen St. Stephanus-Kirche, in dem Pfarrer Olaf Sommer (Salzkotten) die Predigt hielt. Grußworte auf der Synode sprachen Paderborns stellvertretender Bürgermeister, Martin Pantke und der stellvertretende Landrat des Kreises Paderborn, Wolfgang Weigel. Beide betonten die Bedeutung des kirchlichen Engagements bei den Themen Migration und Armut für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Mitglieder binden und Menschen wahrnehmen
In seinem Bericht ging Superintendent Volker Neuhoff auf die vor wenigen Wochen veröffentlichte „Freiburger Studie“ ein. Danach werden sich die Mitgliederzahlen und die Finanzen der evangelischen Kirche in 40 Jahren halbieren. Der Rückgang von Gemeindegliedern sei zwar zu einem großen Teil durch den demographischen Wandel bedingt und nicht zu ändern, es gebe aber auch Faktoren, die die Kirche beeinflussen könne, erklärte der Superintendent. Um Mitglieder zu binden, plädierte er unter anderem für mehr persönliche Amtshandlungen, Zielgruppenorientierung und neue Gottesdienstformen. „Die meisten unserer Gemeindeglieder beteiligen sich nicht am Gemeindeleben. Das ist der Normalfall“, erklärte Neuhoff und setzte sich dafür ein, auch diese Menschen wahrzunehmen. Die Kirche befinde sich im Umbruch und im Rückbau. „Wir sollten angemessen mit den Ergebnissen der Freiburger Studie umgehen. Die Konzeption unseres Kirchenkreises bietet dafür eine Menge an Vorschlägen“, sagte Neuhoff: Die 50 Ziele in der Konzeption spiegelten den Impuls wider, Kirche weiterzuentwickeln, und dafür gebe es eine „Menge an Kompetenz und Potential“.
Kirche und Migration
Impulse von Menschen mit Migrationsgeschichte stimmten die Synodalen auf die Beschäftigung mit der Hauptvorlage „Kirche und Migration“ der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) ein. Sister Dolly von der afrikanischen Gemeinde im Paderborner Johanneszentrum und Pastor Mehrdad Sepehri Fard von der persischsprachigen Gemeinde im Lukaszentrum Paderborn berichteten von ihren Erfahrungen und Erwartungen. Außerdem wurde die Ausstellung „Pläne und Träume. Neu zugewanderte Jugendliche erzählen“ gezeigt. Entstanden sind die Fotos und Statements von geflüchteten Schülerinnen und Schülern eines Paderborner Berufskollegs beim Projekt „Sprachbegleitung Geflüchteter“ von Studierenden der Universität Paderborn mit dem Fotografen Juan Zamalea. In Arbeitsgruppen diskutierten die Synodalen dann über Themen wie „Wünsche und Hoffnungen von Migranten“, „Integration in Gemeinden“, „Schulgottesdienste und interreligiöse Feste“ sowie „Kirchenasyl“.
Die Hauptvorlage soll ein Impuls zu einer breit angelegten Verständigung darüber sein, wie Kirche in einer von kultureller und religiöser Vielfalt geprägten Gesellschaft künftig aussehen und gestaltet werden kann. Die Beiträge der Synode werden vom Kreissynodalvorstand des Kirchenkreises Paderborn weiter beraten. Fortgesetzt wird das Thema dann auf der Landessynode der EKvW im November 2019. Dazu beschloss die Synode einen Antrag an die westfälische Landeskirche mit der Bitte, Kriterien für die Öffnung des Pfarramtes für internationale Theologinnen und Theologen zu entwickeln, um gegebenenfalls eine zügige Anstellung zu ermöglichen.
Keine Kriminalisierung ziviler Seenotrettung
Die Synodalen beschlossen außerdem, dass der Evangelische Kirchenkreis Paderborn den Palermo-Appell unterstützt. Darin wird unter anderem gefordert, dass Seenotrettung eine staatliche Aufgabe bleiben, dass es in diesem Sommer einen „vorübergehenden Verteilmechanismus für Bootsflüchtlinge“ geben und die „Kriminalisierung der zivilen Seenotrettung“ ein Ende haben müsse. Der Appell geht zurück auf den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Dr. Heinrich Bedford-Strohm, und den Bürgermeister von Palermo, Leoluca Orlando. Inzwischen haben sich viele Verantwortliche aus Kommunen, Kirchen und der Zivilgesellschaft angeschlossen, darunter auch die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Dr. h. c. Annette Kurschus.
Die Gemeinsamen Dienste des Kirchenkreises (u. a. Erwachsenenbildung, Schulreferat, Jugendreferat, Fachberatung Kindertageseinrichtungen) hatten zur Kreissynode ihre zweijährigen Synodalberichte verfasst. Synodalassessor Gunnar Wirth dankte den Mitarbeitenden für die Freude, Verbundenheit und das Engagement, die sich darin zeigten. Besonders in diesem Bereich werde deutlich, dass die Arbeit im Kirchenkreis vielfach über die Grundversorgung hinausgehe.
Über die Arbeit des Tansania-Ausschusses (Teil des Ausschusses Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung / MÖWe) berichtete der Vorsitzende Pfarrer Karl-Edzard Buse-Weber, der kürzlich zum Besuch im Partnerkirchenkreis Kusini B in Tansania war. Er bestellte Grüße und teilte den Besuch einer Delegation aus Tansania mit: Vom 16. Juni bis 1. Juli sind Superintendent Frederick Muganyizi und Schulleiter Charles Kamala im Evangelischen Kirchenkreis Paderborn zu Gast. Insgesamt seien die Spenden für die Partnerschaftsarbeit mit Kusini B zurückgegangen. „Wir sind 1990 eine Partnerschaft eingegangen, da ist Treue und Verlässlichkeit gefragt“, mahnte Buse-Weber.
Ehe und Abendmahl
Weiterhin standen verschiedene Stellungnahmeverfahren auf der Tagesordnung, über die auf der Landessynode Ende des Jahres weiter beraten und dann endgültig beschlossen werden soll: Beim Thema „Ehe und Trauung“ wurde von der Kreissynode mehrheitlich angenommen, im Kirchengesetz der Evangelischen Kirche von Westfalen die Worte „die Ehefrau oder der Ehemann“ durch die geschlechtsneutralen Worte „ein Ehepartner“ zu ersetzen.
Beim Thema „Abendmahl“ stimmten die Synodalen mit großer Mehrheit für die neue Formulierung „Zum Abendmahl sind alle Getauften eingeladen“. Zudem soll die Landeskirche eine theologische Diskussion darüber führen, ob in bestimmten Fällen auch eine Zulassung von Nichtgetauften zum Abendmahl möglich ist.
Zwei Varianten lagen vor, die eine Änderung der Kirchenordnung mit dem Ziel der Verkleinerung der Kirchenleitung zum Inhalt haben. Die Synodalen stimmten einstimmig für Variante 2, bei der die Zahl der ordinierten Mitglieder im Hauptamt (theologische/r Oberkirchenräte/innen) von drei auf eins reduziert wird. Die Zahl der ordinierten Mitglieder im Nebenamt bleibt mit drei unverändert.
Zum Punkt „Neufassung Pfarrstellenbesetzungsgesetz“ wurde über den Entwurf der Landeskirche diskutiert, die Amtszeit von Funktionspfarrstellen (z. B. Schulpfarrer/innen, Klinikseelsorger/innen) auf acht Jahre, mit der Möglichkeit auf 12 Jahre zu verlängern, zu begrenzen. Die Kreissynode beschloss einstimmig die ersatzlose Streichung des § 11.2 im Gesetzgebungsverfahren. Er stelle eine Benachteiligung gegenüber unbefristeten Gemeindepfarrstellen dar, Befähigungen gingen verloren, und er könne sich negativ auf die Kontinuität der Arbeit sowie die Kooperation mit Schulen und Kliniken auswirken, so die Begründung.
Foto: EKP/Oliver Claes