Höxter (TKu). Auf einen Kaffee mit...Horst Happe. Viele Menschen sorgen sich um das gemeinsame Haus, in dem wir alle leben: die Erde. Dazu zählt sich auch Horst Happe aus Höxter. Klimawandel, Insekten- und durch sommerliche Dürre bedingtes (neuzeitliches) Baumsterben könne entgegen gewirkt werden, sagt der ehemalige Biologie- und Erdkundelehrer am König-Wilhelm-Gymnasium Höxter, Horst Happe. Es reiche aber nicht aus, wenn nur wenige etwas dagegen tun. Der pensionierte Lehrer setzt sich schon seit vielen Jahren für die Natur, besonders für die Artenvielfalt ein. Auf seinem privaten Grundstück pflegt Horst Happe eine Wildwiese. In seinem Garten hinter dem Haus und im Eingangsbereich seines Hauses finden sich Gewächse wieder, dessen Artenreichtum Bienen und andere Insekten anziehen. Seine Devise: „Es gibt kein Unkraut, sondern nur Wildkräuter“, erklärt der passionierte Naturschützer. Sein Garten ist vielfältig. Neben einer Blumenreichen Wiese mit Wiesenschaumkraut, Gänseblümchen, Löwenzahn im Frühjahr, Margeriten und anderen Kräutern im Sommer hat er auch ein Beet mit seltenen Ackerwildkräutern angelegt (Kornblumen (selten geworden), Mohn, Kornrade (In NRW ausgestorben). Horst Happe möchte andere Menschen, auch Stadt und Kommunen, für seine Idee für eine größere Kräuter- und Insektenvielfalt auf privaten und öffentlichen Grundflächen begeistern. Der starke Rückgang der Insekten, der sich sowohl auf die Anzahl der Arten, als auch auf die Individuenmenge (Biomasse) bezieht, sei in der Tat besorgniserregend, sagt Happe. Die Gründe dafür seien vielfältig. Hauptursache sei die Umwandlung von Wiesen in Ackerland (vor allem für den Maisanbau), der enorme Flächenverbrauch (steigende Zubetonierung und Versiegelung der Landschaft für Häuser und Verkehrsflächen) und durch Versprühung von Giften. Wenn regelmäßig etwa 40% der Äcker unseres Landes und mehr mit Insektiziden, Fungiziden und mit Herbiziden (u.a. mit Glyphosat) gespritzt werden, bedeutet das die nahezu komplette Vernichtung der Wildpflanzen auf dieser Fläche. Das im „Round up“ – Unkrautvernichter enthaltene Glyphosat wird heute sogar stellenweise in Baumrinden nachgewiesen (durch Windverwehung). Und da sehr viele Insekten nun mal auf Futterpflanzen angewiesen sind, wird ihnen damit die Lebensbasis entzogen. Jeder könne etwas dazu beitragen, die Artenvielfalt zu erhalten, so Horst Happe, beispielsweise durch das Anlegen einer Wildblumenwiese.
Bunte Blumenwiesen mit zahlreichen Kräutern dienen als Nektarquelle für zahlreiche Insekten. Wenn Vergissmeinnicht und Margerite Ende Juni verblüht sind (Frühlings- und Sommeraspekt) zeigt sich die Blumenwiese im Juli und Auguste in neuer voller Blütenpracht bis in den Herbst hinein: Kleine Braunelle, Weißklee, Hahnenfuß, Wiesenhornklee, Kleine Kleearten, Sauerampfer, Spitzwegerich, Schafgarbe, Wilde Möhre und später Rainfarn u.a. Den ganzen Sommer stellen sich auch die Schmetterlinge ein: Zitronenfalter (oft schon im März), Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge, Kohlweißlinge, Kaisermantel, Admiral und verschiedene Heufalter. Ferner wimmelt es von Honigbienen, Wildbienen, Wespen, Erdhummeln, Schwebfliegen, Grashüpfern, Käfern, Wanzenarten und verschiedene Spinnenarten. So tauchen auch unsere bekannten Vogelarten ein: Kohl- und Blaumeise, Heckenbraunelle, Rotkehlchen, Hausrotschwanz oder Stieglitz. Der ehemalige Biologielehrer hat dazu ein paar Vorschläge, wie man so eine Wildblumenwiese anlegen und pflegen kann: Durch Einsaat von Wildblumensamen nach vorsichtigem Vertikutieren im frühen März können dann weitere Kräuter keimen und sich im Folgejahr entwickeln. Nach dem Mähen könne das Schnittgut auch einige Tage in der Sonne liegen bleiben (Kräuterförderung durch Samenbildung). Durch so genannte Schröpfschnitte (gezieltes Kurzhalten der Pflanzen) könnten durch Einsaat von Wildblumensamen (im Handel erhältlich) weitere Kräuter keimen und sich im Folgejahr entwickeln. Eine rigorose Anlage durch Umbruch, Planierung und Neueinsaat von Wildblumensamen sollte man am besten einer Gärtnerei oder einer Gartenbaufirma überlassen, so Happe. Man sollte die Blumenwiese nur ein- bis zweimal mähen, also die Kräuter wachsen lassen. Düngen und Spritzen seien tabu. Was von der gemähten Wiese dann übrig bleibt, müsse auf dem Kompost entsorgt werden.
Der erste Schnitt könne Ende Juli erfolgen. Bis dahin sollen die Wildkräuter Zeit haben, ihre Samen auszubilden, um für eine weitere Vielfalt in der Wiese zu sorgen. Zudem solle bis Ende Juli gewartet werden, damit Löwenzahn, Scharbockskraut, Wilde Möhre und Margerite verblüht sind. Um den Insektenbestand zu vermehren, helfe auch die Installierung eines Insektenhauses im eigenen Garten. Solche Insektenhäuser könne man schon für wenig Geld im Internet erwerben. Einige Bürger haben laut Horst Happe schon seit Jahren eine Wildblumenwiese in ihrem eigenen Garten. So können sie sich von Frühling bis Herbst an vielen Pflanzen- und Tierarten erfreuen und haben neben dem Bewusstsein, einen Beitrag zum Naturschutz geleistet zu haben, auch ein persönliches Naturerlebnis! Noch viel mehr Bürgerinnen und Bürger sollten sich im Sinne des Naturschutzes für das Projekt „Artenreiche Wiese“ engagieren, meint Horst Happe. Wir alle müssten unsere Ansichten ändern und uns für den Artenschutz stark machen, so der pensionierte Lehrer.
Fotos: Thomas Kube