Höxter (r). Er war der Chef über rund 2.000 Pflanzenarten und -sorten: Professor Christoph Althaus hat sieben Jahre lang den Botanischen Garten der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe in Höxter wissenschaftlich geleitet. Jetzt geht er in den Ruhestand und hat die Wissenschaftliche Leitung an Nachwuchsprofessorin Nora Huxmann übergeben. Der Botanische Garten dient der Lehre und Forschung der Hochschule. Studierende der Landschaftsarchitektur, des Landschaftsbaus und Grünflächenmanagements sowie des Freiraummanagements haben hier ein Vorbild- und Experimentierflächen, in denen sie Pflanzen kennenlernen und bestimmen, Vermessungsübungen und eigene Pflanzungen durchführen und Gestaltungsideen entwickeln. Für die Öffentlichkeit ist der Garten von Montag bis Freitag kostenfrei geöffnet. Diese Öffnungszeiten sollen künftig erweitert werden: Unter Leitung von Dekan Professor Hans-Peter Rohler konnte das Team des Botanischen Gartens 300.000 Euro europäische Fördergelder einwerben, um den Garten über einen neuen Eingangsbereich besser zu erschließen, an Wochenenden zu öffnen, neue Pflanzungen anzulegen und zusätzliche digitale Informationen, beispielsweise eine App, anzubieten.
Professor Althaus weiß die Zukunft des Botanischen Gartens auf einem guten Weg. „Wir alle im Team haben in kleinen Schritten viel Denk- und Umbauarbeit geleistet. Ein Ergebnis ist der Masterplan zum Botanischen Garten Höxter, der unter Leitung von Hans-Peter Rohler und durch intensives Engagement meines Pflanzenkollegen Hans-Jürgen Geyer entstanden ist – dieser wird für die Zukunft maßgebend sein“, sagt Althaus und betont: „Ein Botanischer Garten ist letztlich ein Prozess, in den man sich einreiht – denn die Pflanzen und die dahinter stehendenden Konzepte überdauern das eigene Arbeitsleben. Man übernimmt, entwickelt weiter. Manches muss auch verworfen werden, im besten Fall kann völlig Neues entstehen.“ Ute Aland als neue Technische Leiterin habe hier in den vergangenen eineinhalb Jahren wichtige Impulse gesetzt. Auch Nachwuchsprofessorin Nora Huxmann sei bereits seit nunmehr zwei Jahren engagiert an der Entwicklung des Botanischen Gartens und seiner Zukunftsvisionen beteiligt.
Ein Highlight für Althaus: die im Sommersemester 2018 in einer studentischen Projektarbeit entstandene Insektenwand vor dem Audimax. Sie ist Ausgangspunkt für einen 200 Meter langen Biodiversitätsstreifen mit insektenfreundlichen Pflanzen, der auf dem Gelände entstehen soll. „Damit kennzeichnet sie einen neuen Fokus im Botanischen Garten hin zur Förderung biologischer Vielfalt, bei der die Fauna bewusst einbezogen wird“, sagt Althaus, der das Arbeitsumfeld in Höxter sehr geschätzt hat: „Die Lage der Gebäude, eingebettet in den wunderbaren Naturraum des Ziegenberges, und die unmittelbare Nähe zur Natur habe ich besonders genossen. Ein Büroarbeitsplatz mitten in einem Botanischen Garten ist ein Luxus!“ Fast noch wichtiger: „Die unkomplizierte Nähe zu den Kollegen vor Ort.“
Zur Person: Professor Christoph Althaus
Christoph Althaus hat an der Universität Hannover Landschaftsarchitektur studiert und anschließend am Institut für Stauden und Gehölze der Fachhochschule Weihenstephan gearbeitet. In diese Zeit fielen eine Buch-, viele Zeitschriftenveröffentlichungen sowie Vortrags- und Seminarveranstaltungen und Gutachtertätigkeiten im deutschsprachigen Raum mit einem Schwerpunkt auf Fassadenbegrünungen. Am Bauforum in München war Althaus für Planung und Ausführung von Innenhof- und Wohnanlagenbegrünungen zuständig. Seit 1997 ist er Hochschullehrer im Fachgebiet Pflanzenkunde – berufen zunächst an die Universität Gesamthochschule Essen, deren Studiengang Landschaftsarchitektur später nach Höxter verlegt wurde und heute zur TH OWL gehört.
Für die Zukunft ist es Althaus wichtig, mehr Zeit mit der Familie und Freunden zu verbringen – weit vorne steht dabei sein Enkelkind in Schottland. Außerdem möchte er mit Yoga und Tai Chi sowie dem Ausbau seiner Englisch-, Französisch- und Portugiesisch-Kenntnisse körperlich und geistig fit bleiben und seinen eigenen Garten „wieder auf einen standesgemäßen Pflegezustand bringen“. Ganz los lässt ihn die langjährige Arbeit an der Hochschule nicht: Er bleibt der TH OWL als Lehrbeauftragter erhalten und möchte mit einer Veröffentlichung zum Thema Efeu seine wissenschaftliche Tätigkeit abrunden.
Botanischer Garten lädt Interessierte ein
Eingeladen, den Botanischen Garten kennenzulernen, ist jeder, der Inspiration für den eigenen Garten sucht oder einfach die Natur genießen möchte. Der Botanische Garten der TH OWL (An der Wilhelmshöhe 44 in Höxter) ist im Sommer montags bis freitags von 8 bis 21 Uhr geöffnet.
Weitere Informationen zum Botanischen Garten: www.th-owl.de/fb9/botanischer-garten.html
Foto: TH OWL/ Katharina Thehos