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Freitag, 01. November 2024 Mediadaten
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Zeitzeuge Hans-Otto Sauter mit einem Original-Gemälde, welches das Unglück in Öl festgehalten hat vor dem damaligen Unglückshaus. Das Gebäude wurde nach der Explosion wieder originalgetreu aufgebaut.

Höxter (TKu). Am 23. Oktober 2017 jährt sich ein Unglück, das als eines der schwersten Unglücke in die Höxteraner Geschichte eingegangen ist. Am 23. Oktober 1967 erschütterte eine furchtbare Gasexplosion mit einer Toten und vielen Verletzten die Höxteraner Innenstadt.

Es ist kurz nach 16 Uhr: In dem historischen Fachwerk-Eckhaus Westerbachstraße-Marktstraße riecht es schon länger nach Gas. In den dort untergebrachten Geschäften Fleischerei Freise und Juwelier Lillmeyer befinden sich Kunden in den Geschäften. Der verständigte Fachmann von den städtischen Gaswerken ist vor Ort, muss aber noch sein Gasmessgerät von seiner Dienststelle holen zur genaueren Messung.

Um 16:08 Uhr Ortszeit passiert dann das Unglück: Zwei im gesamten Stadtgebiet nicht zu überhörende Explosionen erschüttern das alte Fachwerkgebäude. Die Menschen in den Geschäften werden schwer verletzt und zum Teil auf die Straße geschleudert. Schmuck und Uhren des Juweliers Lillmeyer werden durch die Wucht der Explosion aus den Auslagen auf die Straße geschleudert. Sofort bricht in dem Eckhaus aus dem 16. Jahrhundert ein Feuer aus, das sich rasch vom Erdgeschoss bis zum Dachstuhl ausdehnt. Für die Bewohnerin Elise Freise kommt jede Hilfe zu spät: In einem Zeitungsartikel von damals steht zu lesen: „Die Frau hob beschwörend die Hände, als suche sie nach Halt. Ihre Kleider hatten schon Feuer gefangen. Plötzlich war sie verschwunden.“

Zwar wird eilend noch eine Leiter an das brennende Haus heran getragen, aber die beiden Männer, die unter Lebensgefahr helfen wollen, müssen wegen der starken Hitze, die aus den Fenstern ausströmte, wieder umkehren. Elise Freise verstirbt bei dem Unglück, bei dem noch weitere sechs Personen schwer und acht leicht verletzt werden. Als einer der ersten Helfer vor Ort gewesen ist der Höxteraner Krankenpfleger Hans-Otto Sauter.

Wenige Wochen vor dem Unglück war Sauter noch auf dem Deutschen Rotkreuzschiff „Helgoland“ im Vietnam-Krieg im Einsatz. Inzwischen arbeitete er wieder in Höxter im St.-Nikolai-Krankenhaus. Hans-Otto Sauter erinnert sich: „Ich wollte in meinen Pkw steigen, der auf dem Marktplatz abgestellt war, als es zweimal kurz hintereinander donnerte. Zunächst dachte ich an ein Gewitter, aber dann sah ich die Häuser in einem Feuerschein stehen und Menschen, die schreiend auf die Straße liefen.“

Krankenpfleger Sauter leistet sofort Erste Hilfe. Mit Beamten der Höxteraner Polizei sorgt er dafür, dass die Verletzten schnell in die Ambulanzen der Höxteraner Krankenhäuser überführt werden. Im Krankenhaus hat Chefarzt Dr. med. Karl Grau, Facharzt für Chirurgie, alle Vorbereitungen für eine Aufnahme der Verletzten getroffen. Die Nacht von Montag auf Dienstag war für die Feuerwehren aus Höxter, Holzminden, Brakel und Beverungen, die Werkfeuerwehr der Gummifädenfabrik (Optibelt), das Deutsches Rotes Kreuz und Technische Hilfswerk, die Bundeswehrsoldaten, den Zivilschutz und die Polizei ohne Atempause. Erhebliche Schwierigkeiten bereitete die Löschwasserversorgung, die erst von der Weser hergestellt werden musste. Die Hydranten sind wegen der Bauarbeiten abgestellt gewesen. Bis eine Wasserversorgung von der Weser her aufgebaut worden war, mussten die Tankfahrzeuge das Löschwasser liefern.

„Da wir die Züge nicht aufhalten konnten, musste ein Loch unter den Schienen gegraben werden, um die Schläuche darunter her zu verlegen. Das dauerte etwa zehn Minuten“, berichtete der damalige Einsatzleiter Martin Sternberg. Ebenfalls Schwierigkeiten bereiteten zahlreiche Schaulustige, die erst zurückgedrängt werden mussten, damit die Feuerwehr tätig werden konnte. Glück im Unglück hatte das Ehepaar Elly und Karl Lessmann, Besitzer des Gasthauses „Zur guten Quelle“. Sie wurden für tot gehalten, waren aber nicht im Haus während der Explosion, der Weg zum Friedhof hatte sie gerettet. Ihr Hab und Gut und das Gasthaus wurde aber innerhalb kürzester Zeit vom Feuer zerstört. Ursache dieses schrecklichen Unglücks waren die Bauarbeiten vor dem Gebäude. Der Bagger hatte die Gasleitung beschädigt. Im Zuge der Ermittlungen hat man im Haus von Johann Lillmeyer festgestellt, dass dadurch ein Bruch in der Zweigleitung vom Straßenhauptrohr zum Haus und ein weiterer im Keller verursacht worden war. Etwa zwei Stunden lang strömte Gas aus diesen Bruchstellen. Das historische Fachwerkhaus von 1548 wurde nach dem Unglück wieder originalgetreu aufgebaut.

Fotos/Repros: Thomas Kube

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