Höxter (TKu). Auf einen Kaffee mit...Zahnarzt Dr. Thomas Güttler aus Höxter, der im Januar den Heimatpreis in der Stadthalle Höxter verliehen bekommen hat für ein Leuchtturmprojekt in Punkto Nachhaltigkeit. In der Höxteraner Kernstadt saniert Güttler gerade ein historisch gewachsenes Wohnhaus, das eigentlich hätte abgerissen werden müssen. Auf seiner jüngsten Führung für Bürgerinnen und Bürger waren wir von Höxter-News.de gemeinsam mit 40 anderen Interessierten mit dabei, um uns darüber etwas genauer zu informieren.
Für sein Bauprojekt setzt er auf Naturmaterialien, Recycling, Energiesparen und auf eine günstige Realisierung: Zahnarzt Dr. Thomas Güttler saniert gerade ein historisches Wohnhaus, wofür er Mitte Januar den Heimatpreis der Stadt Höxter von Bürgermeister Alexander Fischer verliehen bekommen hat. Bei der Führung durch das Gebäude haben wir uns von Höxter-News.de gemeinsam mit etwa 40 Bürgerinnen und Bürger selbst davon überzeugen können, wofür Dr. Güttler diesen Preis erhalten hat und was so besonders an seinem Projekt ist. Das Gebäude in der Stummrigestraße Nummer 35 ist in mehreren Jahrhunderten gewachsen. Das Erdgeschoss des Hinterhauses stammt möglicherweise aus dem 13. oder 14. Jahrhundert, erklärt Thomas Güttler. Im 16. oder 17. Jahrhundert ist das Gebäude mit einem Fachwerkaufbau in die Höhe gewachsen und das heutige Vorderhaus stamme laut Güttler wiederum aus dem 19. Jahrhundert.
Dr. Thomas Güttler und seiner Frau Annette möchten, dass die Zeitabschnitte im Haus nach der Sanierung erkennbar bleiben. Im Fokus dieses Projektes steht die originalgetreue nachhaltige Erneuerung unter den Gesichtspunkten der energetischen Sanierung und der Müllvermeidung im Sinne des Umweltschutzes. Auch wenn das historische Gebäude denkmalwürdig ist, so steht es jedoch nicht unter Denkmalschutz. Im Jahr 2010 erwarb Dr. Güttler das Wohnhaus für 20.000 Euro bei einer Zwangsversteigerung. Hätte sein Bieter-Konkurrent das Haus ersteigert, so wäre es wohl abgerissen und durch einen Neubau ersetzt worden, erklärt der Hausherr. „Erhalt vor Neubau“ lautet das Motto von Dr. Thomas Güttler: Das Bild der Stummrigestraße werde überwiegend durch Fachwerkhäuser und alte Gebäude geprägt, da passe kein Neubau zwischen, meint der praktizierende Zahnarzt mit Praxis in Stahle.
Bei der Führung durch das Haus und den Garten wurde eines ganz deutlich: In diesem Projekt steckt eine Menge Herzblut, Arbeit und Geld. Die Kosten für die Sanierung schätzt Güttler auf 1000 Euro pro Quadratmeter Nutzfläche. Damit die Kosten nicht aus dem Ruder laufen, versucht er durch einen möglichst geringen Kosteneinsatz ein maximales Ergebnis zu erzielen. Im Gewächshaus hinter dem Haus haben die Holzfenster aus dem abgerissenen Kompaniegebäude der Bundeswehr Verwendung gefunden. Neben dem Gewächshaus gibt es einige Flächen für den Obst- und Gemüseanbau nach dem Prinzip der Selbstversorgung. Außerdem befindet sich im Garten ein 70-Tonnen schwerer Pavillon aus Bruchsteinen mit Blick auf die Weser. Die Fensterbänke davon stammen von einem Imbiss, der sich früher auf dem Gelände des heutigen Kauflands an der Brenkhäuser Straße befunden hat. Im Wohnhaus hingegen finden sich historische Türen wieder, welche die Güttlers günstig bei Ebay erworben haben. Eine verwendete Tür aus dem 17. Jahrhundert hat Thomas Güttler für nur einen Euro ersteigern können. Das teuerste an der Türe war allerdings der Transport aus Süddeutschland, berichtet der Zahnarzt während der Führung. Die Türen stammen aus verschiedenen Epochen und unterscheiden sich in ihrer Optik. Genau das verleihe dem Haus aber seinen Charme, meinte eine Besucherin.
In einigen Räumen finden sich alte Fliesen auf dem Boden wieder, während der Fußboden in anderen Wohnräumen aus Eichenholz besteht, welches aus dem Stadtwald von Höxter stamme. Geheizt werden die Räume des 280 Quadratmeter großen Hauses mit einer Wandheizung, die durch eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe und einem Holzvergaserkessel mit Pufferspeicher versorgt wird. Die Wasser-Wasser-Wärmepumpe, auch Grundwasserwärmepumpe genannt, gewinnt die Energie zum Heizen und für die Warmwasserbereitung aus dem Grundwasser. Das mache die Grundwasserwärmepumpe im Vergleich zu allen anderen Wärmepumpen besonders effizient, weil Grundwasser gegenüber dem Erdboden und der Umgebungsluft eine ganzjährig konstante Temperatur habe. Die zahlreichen historischen Holzöfen im Haus werden nur als Zusatzheizung genutzt, sie stammen aus einer Sammlungsauflösung.
Der Umwelt zu Liebe sind das Schuppengebäude und der Stein-Pavillon mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet. Desweiteren ist das Wohnhaus mit Holzfaserplatten ausreichend gut gedämmt worden. Über der Dämmung befinden sich Sandsteinplatten . Wie die Dämmung angebracht wurde, das erklärt Güttlers hauptamtlicher Mitarbeiter Sabit Bajrami, der aus dem Kosovo stammt. Während der Führung erläutert Bajrami, wie er seine Arbeit genau verrichtet. Die Wände verputzt er mit Löschkalk, den er mit Wasser anmischt. Neben der Verbesserung des Raumklimas durch eine gute Regulierung der Feuchtigkeit wirke der Kalkputz auch fungizid und antibakteriell, so Bajrami. Im Frühjahr werde der Garten wieder neu belebt, darauf freut sich Annette Güttler schon sehr. Nachhaltigkeit gibt es nicht zum Nulltarif, das ist bei dieser Führung klar geworden. Die Mühen und Kosten werden sich am Ende aber auszahlen, wie wir finden.
Fotos: Thomas Kube