Kreis Höxter (TKu). Die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) bewertet den Wirtschaftsstandort Kreis Höxter durchaus positiv. Allerdings gebe es neben viel Licht auch etwas Schatten: Alle drei bis fünf Jahre werde so eine Gesamtanalyse zur Standortqualität durchgeführt, erklärt Jürgen Behlke, IHK-Geschäftsführer und Leiter der Zweigstelle Paderborn und Höxter. Man wolle die Stärken und Schwächen herausfinden, um gemeinsam mit den Verantwortlichen des Kreises Höxter Standortverbesserungen zu erwirken. Bei der aktuellen Analyse schneidet der Kreis Höxter als Wirtschaftsstandort überwiegend positiv ab, wie aus dem Ergebnis der diesjährigen Standortumfrage der IHK hervorgeht. An der Umfrage haben sich 376 von rund 2.500 angeschriebenen Mitgliedsunternehmen aus dem Kreis beteiligt. 63 Prozent von ihnen bewerten den Wirtschaftsstandort Kreis Höxter als „gut“ oder „sehr gut”. Besonders zufrieden sind die Befragten mit der Erreichbarkeit des Betriebsstandorts mit dem Auto, mit der Sicherheit in der Gemeinde, mit der Umweltqualität sowie dem Erholungs- und Grünraumangebot. „Unsere Unternehmerinnen und Unternehmer wissen die Standortqualitäten im ländlichen Raum durchaus zu schätzen”, sagt IHK-Geschäftsführer Jürgen Behlke, der die Ergebnisse gemeinsam mit Landrat Michael Stickeln, dem Geschäftsführer der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung im Kreis Höxter, Michael Stolte und IHK-Vizepräsident Frank Dierkes vorstellte. Laut Behlke gibt es auch Themen, die den meisten Firmenchefs unter den Nägeln brennen. Größten Handlungsbedarf gibt es laut der Umfrage in den Themenfeldern „Mangel an Fachkräften und Auszubildenden” sowie „leistungsfähige Breitband- und Mobilfunkinfrastruktur“, auch die Höhe der Grund- und Gewerbesteuern stößt auf Kritik. Beim Mobilfunk- und Breitbandausbau sei der Schulterschluss aller gefordert, um möglichst schnell und nachhaltig weitere Verbesserungen zu schaffen. Auch die Höhe der Gebühren und Steuern könne die Politik gestalten, denn es gehe auch um die Standortkonkurrenz zu den Nachbarländern Hessen und Niedersachsen, wo die Gewerbesteuerhebesätze zum Teil deutlich unter denen im Kreis Höxter lägen, erläuterte Behlke. Viele Bewertungen liegen nah beieinander, einige driften aber auch stark auseinander, wie zum Beispiel bei den kommunalen Gebühren wie Grund- und Gewerbesteuer, Gewerbemieten oder Gewerbeflächenpreise. Bei diesen Gebühren weisen die Unternehmen aus Marienmünster die höchste Zufriedenheitsstufe von allen Städten im Kreis Höxter aus, bei den Flächenpreisen liegt die Zufriedenheit sogar bei 100 Prozent. Die Ergebnisse hingegen von den befragten Unternehmen aus Höxter, Nieheim, Bad Driburg, Warburg und Brakel liegen hier weit unter dem Durchschnitt.
Sehr wichtig sei auch eine gute Infrastruktur im Kreis Höxter: Landrat Michael Stickeln bekräftigte in dem Zusammenhang die Bedeutung einer leistungsfähigen Breitband- und Mobilfunkinfrastruktur für den Standort in der Mitte Deutschlands: „Mit einem interkommunalen Kraftakt haben wir im Kreis Höxter beim gigabitfähigen Netzausbau für die Wirtschaft schon sehr viel erreicht. Mit unseren bisherigen Förderprojekten konnten wir bereits mehr als die Hälfte aller Gewerbe- und Industriegebiete im gesamten Kreisgebiet mit Glasfaser versorgen. Die verbleibenden Flächen werden bis Ende 2023 angeschlossen sein”, so Landrat Stickeln. Allen, die sich dafür engagiert haben, insbesondere der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung im Kreis Höxter, dankte Stickeln. Mit Fördermitteln von Bund und Land sowie dem Eigenanteil der Städte sind seit 2016 bereits rund 4 Millionen Euro investiert worden. Bis 2023 kommen weitere knapp 2 Millionen Euro dazu. Gemeinsame Anstrengungen seien im Bereich des Mangels an Fachkräften und Auszubildenden dringend notwendig. „Wir müssen die Schülerinnen und Schüler gezielt besonders auch in den Gymnasien erreichen und sie von den Vorzügen der dualen Berufsausbildung überzeugen“, so IHK-Geschäftsführer Behlke. Landrat Michael Stickeln verwies auf das vielfältige Engagement des Kreises Höxter im Bereich der Berufsorientierung, wie zum Beispiel die Tage der offenen Betriebstür. Darüber hinaus bietet der Kreis zusammen mit Kooperationspartnern in der Region vielfältige weitere Angebote für Eltern und Jugendliche in Unternehmen an, um für die Duale Berufsausbildung zu werben. „In Ausbildung zu investieren, ist eine wichtige Investition in die Zukunft, um die Fachkräfte von morgen im eigenen Unternehmen zu qualifizieren und frühzeitig zu binden”, sagt Landrat Michael Stickeln. Für die Fachkräftesicherung in der Region engagieren sich Kreis Höxter und Gesellschaft für Wirtschaftsförderung mit weiteren Partnern auch aus der Wirtschaft darüber hinaus mit der Standortkampagne „Kreis Höxter - die Region plus X" und mit der „Rückkehr- und Serviceagentur für den Kreis Höxter”, die sich um Weggezogene kümmert, die überlegen, in ihre alte Heimat zurückzukommen.
Eine Auswahl der Umfrageergebnisse im Überblick: 59 Prozent der teilnehmenden Unternehmen stimmt der Aussage zu, dass die kommunale Verwaltung die Interessen der Wirtschaft berücksichtigt, für die Politik bejahen dies sogar 63 Prozent. Auch mit der Standortqualität ist die Mehrheit zufrieden, so würden knapp zwei Drittel der Unternehmen ihre Kommune für eine Ansiedlung weiterempfehlen. Die Standort-Erreichbarkeit mit dem Auto bewerten 69 Prozent als „wichtig”, gleichzeitig sind sie damit „zufrieden“. Über die Hälfe (57 Prozent) sind mit dem verfügbaren Gewerbeimmobilienangebot zufrieden. Bei der Bearbeitungsdauer von Anliegen und Genehmigungsverfahren geben 60 Prozent der der Verwaltung gute Noten. Auf der „Soll-Seite” sind drei Viertel der Unternehmen, für die der Fachkräftemangel relevant ist, mit der Situation unzufrieden. Bei der Zusammenarbeit mit den allgemeinbildenden Schulen geben 43 Prozent der Betriebe an, dass das Thema für sie wichtig sei und sie mit der Art der Ausgestaltung zufrieden sind. Die Höhe der Gewerbesteuer bewertet die Hälfte der Betriebe als „eher oder überhaupt nicht angemessen”, bei der Grundsteuer sind dies noch 42 Prozent. Auf Basis der Umfrage werde die IHK in den kommenden Wochen weitere Gespräche mit den Bürgermeistern und den Unternehmen der jeweiligen Stadt im Kreis Höxter führen, so Behlke.
Foto: Thomas Kube