Lütmarsen (TKu). Abriss der ehemaligen Lütmarser Förderschule? Es geht auch anders! Noch dient die ehemalige Förderschule in Lütmarsen als Impfzentrum. Wenn es aber nach dem jüngsten Votum des Ortsausschusses Lütmarsen geht, dann soll der Weg für einen Abriss des Schulgebäudes freigemacht werden, um dort Flächen für Neubauten zu schaffen (Höxter-News berichtete). Die Bausubstanz sei gut und das Gebäude gehöre inzwischen zum Lütmarser Ortsbild, sagt Guido Leifeld, der bereits eine konkrete Nutzungsidee für den 60 Jahre alten Gebäudekomplex hat. Der 54 Jahre junge Taxiunternehmer aus Lütmarsen möchte die alte Schule in der Feldstraße zu einem seniorengerechten Wohnpark umfunktionieren, bei dem vor allem der Gemeinschaftsgedanke im Fokus steht. Und dementsprechend soll das Gebäude auch umgebaut werden, erklärt der 54-Jährige im Gespräch mit Höxter-News. Es existieren bereits Architektenzeichnungen und ein Konzept. Sieben bis acht Wohnungen könnten auf zwei Etagen entstehen mit einem Aufzug und Gemeinschaftsräumen mit inklusivem Flair. Die große Pausenhalle würde zum Gemeinschaftsraum als eine Art großes „Wohnzimmer“ umfunktioniert, wenn es nach den Architektenplänen geht. Gemeinsames Kochen in der Gemeinschaftsküche oder Spiele im Mehrzweckraum im Untergeschoss der ehemaligen Schule seien ebenfalls denkbar. Auch Gästewohnungen für Angehörige oder für Interessierte zum Probewohnen gehörten zum Konzept, sagt Guido Leifeld. „Gemeinsam statt einsam“ laute das Motto für die Wohnidee, die nicht mit einem Seniorenheim zu vergleichen ist. Es gehe um selbstbestimmtes Wohnen zu erschwinglichen Preisen und das nicht über einen Träger, so Leifeld. Die Menschen würden sich selbst unterstützen und bei Bedarf könnten Pflegekräfte stundenweise aushelfen. Guido Leifeld hat bereits seine Fühler innerhalb der Bevölkerung ausgestreckt: Viele stünden dem Konzept positiv gegenüber, meint Leifeld. Die Grundidee ist nicht neu: viele kleine Orte in Deutschland haben solche Konzepte bereits umgesetzt oder denken darüber nach, weil es eine gute Alternative für altersgerechtes Wohnen sei und entsprechend gut angenommen werde.
Angesprochen seien alle Menschen aus der Region, die sich für das Projekt am Standort Lütmarsen interessieren. Ältere Lütmarserinnen und Lütmarser könnten damit so lange wie möglich selbstbestimmt in ihrem Heimatort wohnen bleiben. „Für viele ältere Menschen wird das große Eigenheim nebst Garten irgendwann zur Last. Die Menschen wollen aber in der Ortschaft wohnen bleiben und diese Möglichkeit ist eine echt gute Alternative“, erklärt der 54-jährige Unternehmer. Das Gebäude würde im Falle einer Ideenumsetzung erhalten bleiben, ebenso wie die riesige moderne Photovoltaikanlage auf dem Dach des Gebäudekomplexes, die noch gar nicht sehr lange dort installiert ist. Eine energetische Vollsanierung ist angedacht, das Mosaik aus Glas im Treppenhaus könnte erhalten und beleuchtet werden, müsste aber von der Innenseite auch energetisch gedämmt werden, so Leifeld. Im Zuge der Landesgartenschau soll auf der Wiese zwischen Bolzplatz und Radweg in unmittelbarer Nähe zur ehemaligen Förderschule ein Mehrgenerationenpark entstehen. Das wäre zu dem Projekt noch eine „gute Ergänzung“, wie der Taxiunternehmer erklärt. Für das Jahr 2022 hat der Kreis Höxter das Gebäude noch als Impfzentrum von der Stadt Höxter angemietet. Für die Zeit danach hofft Guido Leifeld auf einen Ankauf der Immobilie. Die Verwaltungsspitze hat der designierte Investor bereits über sein Vorhaben informiert. Es gibt Stimmen im Ort, die eine Erhaltung der ehemaligen Förderschule wünschen, sagt Leifeld. Gestützt werden diese Meinungen auch durch Kommentare bei Facebook unter dem Thema „Abriss des Schulgebäudes“. Dieses hatte der Ortsausschuss am 27. Januar 2022 auf Antrag von CDU und SPD beschlossen. Ein Käufer für das „nackte“ Grundstück nach einem teuren Abriss wurde aber bislang nicht präsentiert. Für weitere Ideen und Meinungen wäre Guido Leifeld dankbar. Deshalb bittet er um Rückmeldungen für seine Projektidee unter der Mailadresse oder unter der Telefonnummer 0176 422 59 558.
Die Schule „Am Heiligenberg“ wurde nach der Fertigstellung im Jahr 1962 ihrer Bestimmung übergeben. 2012 hat die Ortschaft den 50. Geburtstag der Schule mit einem festlichen Rahmen gewürdigt. Am 22. Januar 2015 wurde seitens des Stadtrates beschlossen, die Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen für förderbedürftige Kinder für immer zu schließen. Als Grund wurde damals angegeben, dass zu wenig Schülerinnen und Schüler vorhanden seien. Im Sommer 2015 war dann Schluss als Bildungsinstitut. Aufgrund der Flüchtlingskrise mit mangelnden Unterkünften hat die Stadt Höxter das Gebäude zeitweise als Asylunterkunft genutzt, bevor das Gebäude nach kurzem Leerstand zu einer Impfstelle umfunktioniert wurde.
Foto: Thomas Kube